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Am Anfang standen Arbeitergroschen
und die Erkenntnis: Wissen ist Macht.
Gründung des „Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Vereins“ (ADAV, Ferdinand Lassalle) in Leipzig.
Erstes Erscheinen des „Social-Demokrat“, ab 1865 offizielles Organ des ADAV. Der „Social-Demokrat“ erscheint dreimal wöchentlich.
Gründung der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ (SDAP), unter anderem von August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach, mit dem Organ „Der Volksstaat“.
Der „Ausschuss für Parteipresse“ entscheidet über die Gründung lokaler Parteiblätter.
Johann Heinrich Wilhelm Dietz wird Leiter des neu gegründeten „Hamburg-Altonaer Volksblatts“.
Vereinigung von ADAV und SDAP zur „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ (SAP) in Gotha.
Erstes Erscheinen des neuen SAP-Zentralorgans „Vorwärts“ in Leipzig.
Neben dem „Vorwärts“ existieren weitere 41 sozialdemokratische Blätter.
Erlass des „Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ („Sozialistengesetz“) im Oktober 1878. Enteignung fast aller sozialdemokratischen Parteibetriebe, darunter 51 Zeitungen. 2.500 Menschen werden arbeitslos, Vermögenswerte von etwa 100.000 Mark vernichtet. Um der Enteignung zu entgehen, wird die Genossenschaftsdruckerei, die das „Hamburg-Altonaer Volksblatt“ druckt, an Dietz verkauft.
Im Züricher (später Londoner) Exil erscheint „Der Sozialdemokrat“, dessen Auflage 1887 in etwa die des „Vorwärts“ vor dem Verbot erreicht.
Wilhelm Blos gründet mit Unterstützung von J. H. W. Dietz die Satirezeitschrift „Der wahre Jacob“.
Nach seiner Ausweisung aus Hamburg gründet Dietz in Stuttgart den „Verlag J. H. W. Dietz“
Bei den Reichstagswahlen vom 20. Februar 1890 wird die SAP erstmals stärkste Partei (gut 1,3 Mio. Stimmen, 19,8 Prozent)
Die nach dem Auslaufen des Sozialistengesetzes in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) umbenannte Partei verfügt über 60 Zeitungen mit insgesamt 254.000 Abonnenten. Die „Magdeburger Volksstimme“ wird gegründet.
Die „Leipziger Volkszeitung“ wird gegründet. Chefredakteur wird Bruno Schönlank.
Die SPD hat 587.000 Mitglieder, die sozialdemokratischen Zeitungen haben insgesamt 1,1 Mio. Abonnenten, im technischen Bereich (Schriftsetzer, Redaktion und Verwaltung) sind knapp 1.500 Personen beschäftigt.
Politisch wie wirtschaftlich: Von den insgesamt 94 Parteizeitungen (mit einer Gesamtauflage von 1,4 Mio. Exemplaren) gehen etwa 20 (vor allem in Sachsen und Thüringen) zur USPD über. Die Zahl der Abonnenten nimmt drastisch ab.
Mitglieder des Spartakusbundes stürmen das Verlagsgebäude des „Vorwärts“ in der Berliner Lindenstraße.
Das neue Parteistatut legt fest, dass der „jeweilige Parteivorstand […] Eigentümer aller vorhandenen Gelder und sonstiger Vermögensstücke“ ist (§ 14). Außerdem regelt es den „Werbebeitrag“; ihm zufolge müssen alle Parteiunternehmen 20 Prozent des Gewinns an den Parteivorstand abführen.
Nach der (Wieder-)Vereinigung von USPD und MSPD besitzt die SPD insgesamt 169 Zeitungen und 104 Druckereien.
Eine Revision des Parteivorstands ergibt, dass jedes Parteiunternehmen irgendwann von der Partei mitfinanziert worden ist, insgesamt wurden bis dato 2,4 Mio. Goldmark aufgewendet.
Gründung der „Konzentration AG, Sozialdemokratische Druckerei- und Verlagsbetriebe“ als Dachgesellschaft für alle sozialdemokratischen Parteiunternehmen.
In den folgenden Jahren haben die insgesamt gut 200 sozialdemokratischen Tageszeitungen 1,2 Mio. Abonnenten. Die Gesamteinnahmen der sozialdemokratischen Unternehmen steigen von 1924 bis zur Weltwirtschaftskrise (1929) von 44,9 auf 81,6 Mio. RM. 1929 sind rund 8.000 Männer und Frauen beschäftigt. Im selben Jahr liegen die Einnahmen der SPD bei 95 Mio. RM, die Abführungen der Presseunternehmen (1,05 Mio. RM) machen dabei 9,3 Prozent aus.
Nach dem Reichstagsbrand vom 28. Februar werden die bürgerlichen Grundrechte und die Pressefreiheit aufgehoben („Reichstagsbrandverordnung“). Am 10. Mai 1933 werden alle sozialdemokratischen Betriebe, Grundstücke, Anlagen, Barmittel enteignet, von dem Gesamtvermögen, ca. 40 Mio. RM, können nur ca. 1,2 Mio. RM (unter Lebensgefahr) in das Exil gerettet werden.
Am 22. Juni wird die SPD verboten, am 18. Juli erscheint die erste Exilnummer, das Sprachrohr des exilierten SPD-Parteivorstands.
Auf Grundlage des von der Militärregierung am 12. Mai 1945 erlassenen Gesetzes Nr. 191 werden ab Juni Lizenzen für Zeitungen/Presseorgane vergeben. Gegen den Erhalt von Treuhanderklärungen unterstützt die SPD lizensierte Zeitungsgründungen finanziell. Einige so ins Leben gerufene Zeitungen (z. B. die „Frankfurter Rundschau“, die „Süddeutsche Zeitung“ und das „Darmstädter Echo“) verweigern allerdings den Weg zurück in die dezidierte Parteipresse.
Noch im Mai beginnt unmittelbar nach der Niederlage Nazi-Deutschlands die Wiedergründung der SPD.
Kurt Schumacher wird zum Vorsitzenden gewählt. Mitglieder des Parteivorstands werden auch Alfred Nau und Fritz Heine. Beide bemühen sich in den folgenden Jahren um den Wiederaufbau einer starken, aber wirtschaftlich gesunden Parteipresse. Noch im selben Jahr wird die „Konzentration GmbH – Interessengemeinschaft sozialistischer Wirtschaftsunternehmen“ (wieder-)gegründet.
Am 22. März 1946 erhält Arno Scholz (ein ehemaliger Mitarbeiter des „Vorwärts“) die Lizenz zur Herausgabe des Berliner „Telegraf“, dessen Auflage bald bei 550.000 Exemplaren liegt.
Am 18. Juli 1946 werden die Urkunden für die Lizenz zur Herausgabe der „Hannoverschen Presse“ übergeben, sämtliche Lizenzträger sind Treuhänder der SPD. Bis Anfang der 1960er Jahre wird die HP zur auflagenstärksten Zeitung Niedersachsens, in der Landeshauptstadt erwächst ihr in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ) allerdings eine immer stärkere Konkurrenz.
Die Lizenz für die „Rheinische Zeitung“ wird erteilt, die Auflage liegt bei 122.000 Exemplaren, Chefredakteure sind Willi Eichler und Heinz Kühn.
In den Westzonen existieren insgesamt 17 sozialdemokratische Blätter mit einer Gesamtauflage von knapp 2,5 Mio. Exemplaren, das entspricht einem Marktanteil von 14 Prozent.
Die schrittweise Aufhebung der Lizenzpflicht führt zu einem Konkurrenzkampf und Konzentrationsschub: Die SPD-nahe Presse verliert fast 40 Prozent ihrer Auflage und mehr als 700.000 Leser.
Das „Hamburger Echo“ erreicht eine Auflage von 244.000 Exemplaren. Ab dem 11. September 1949 erscheint der „Neue Vorwärts“ in Hannover und am 16. September die erste Ausgabe der „Hamburger Morgenpost“, deren Auflage bis Ende der 1950er Jahre auf 450.000 Exemplare wächst.
Mit dem „Wirtschaftswunder“ 1952/53 verbessert sich auch die Situation sozialdemokratischer Presseunternehmen.
Auch wenn die überparteilichen Zeitungen immer mehr gelesen werden, sind einzelne sozialdemokratische Titel, wie der Berliner „Telegraf“ und das „Hamburger Echo“, sehr erfolgreich.
Der „Neue Vorwärts“ erscheint als „Vorwärts“ nunmehr wöchentlich. Die „Gesinnungspresse“ hat eine Gesamtauflage von knapp 1,4 Mio. Exemplaren (das entspricht einem Anteil von zehn Prozent), insgesamt 1,1 Mio. Abonnenten. Im technischen Bereich (Schriftsetzer, Redaktion und Verwaltung) sind knapp 1.500 Personen beschäftigt.
Mit dem Godesberger Programm entwickelte sich die SPD programmatisch von der Klassenpartei zur Volkspartei.
Für den „Telegraf“ bedeutet das, dass Leser und Druckaufträge wegfallen, mit Berliner Ausgaben von „Bild“ und „Die Welt“ entsteht zudem neue Konkurrenz.
Bestes Gesamtergebnis der Konzentration, trotzdem sind die meisten sozialdemokratischen Zeitungen kaum (oder gar nicht) rentabel. Durch Querfinanzierungen droht die Krise auf eigentlich rentable Betriebe überzugreifen.
Mit Kooperationen und Fusionen, wie die der Bielefelder „Freien Presse“ und der „Westfälischen Zeitung“ zur „Neuen Westfälischen Zeitung“, wird das Prinzip der Gesinnungspresse nach und nach zugunsten eines betriebswirtschaftlichen Primats aufgegeben.
70 Betriebe befinden sich im Eigentum oder teilweise im Eigentum (Beteiligungen) der SPD, darunter 31 Druckereien und 15 Zeitungsverlage. Eine vom Parteivorstand eingesetzte Geschäftskommission erarbeitet Pläne für eine Zentralisierung.
Gründung der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (ddvg) in Hamburg.
Am 30. Juni erscheint die letzte Ausgabe des Berliner „Telegraf“. Die Auflage liegt zuletzt bei 36.000 Exemplaren, das monatliche Defizit beträgt 300.000 DM.
Die „Neue Hannoversche Presse“ (NHP, hervorgegangen aus der „Hannoverschen Presse“, HP) und die („bürgerliche“) „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) bilden eine Vertriebs- und Anzeigengemeinschaft.
Die ddvg wird unter Einbringung der NHP größte Einzelgesellschafterin bei der Verlagsgesellschaft Madsack (HAZ).
Verkauf der Mehrheitsanteile (86,9 Prozent) an der „Westfälischen Rundschau“ an die bis dahin konkurrierende „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ).
Verkauf der „Hamburger Morgenpost“.
Verkauf der Mehrheitsanteile an den (rentablen) Betrieben „Frankenpost“ (Hof) und „Neue Presse“ (Coburg). Die ddvg erwirtschaftet wieder positive Ergebnisse, allerdings beansprucht der „Vorwärts“ im Jahr 1988 einen Subventionsbetrag in Höhe von 40 Prozent der Mitgliedsbeiträge der SPD.
Umwandlung des „Vorwärts“ in eine Mitgliederzeitschrift.
Erwerb von 40 Prozent der Anteile an der „Sächsischen Zeitung“ und „Dresdner Morgenpost“ als Restitution für von den Nazis enteigneten SPD-Medienvermögen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR.
Installation der noch heute aktuellen Struktur des Unternehmensbereichs mit der ddvg als Obergesellschaft.
Um von der Parteienfinanzierungsaffäre der CDU abzulenken, betreibt die Union mit Unterstützung der FDP eine Kampagne gegen die Medienbeteiligungen der SPD. U. a. erlassen mehrere Bundesländer spezielle Rundfunkgesetze mit dem Ziel, den Beteiligungsverlagen der SPD den Zugang zum Privatfunk zu verbauen.
Erwerb von 50 Prozent der Aktien der ÖKO-TEST-Holding AG.
Der auf dem Nürnberger Parteitag der SPD vorgelegte Finanzbericht weist einen Jahresüberschuss der ddvg in Höhe von 16,9 Mio. € aus.
Einstieg bei der insolvenzgefährdeten „Frankfurter Rundschau“ mit 90 Prozent.
Verkauf der Mehrheit (50 Prozent + 1 Stimme) der „Frankfurter Rundschau“ an M. DuMont Schauberg.
Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Sonder-Rundfunkgesetzgebung der konservativ-liberal regierten Länder für verfassungswidrig.
Im Zuge der globalen Finanzkrise brechen die Werbeerlöse ein. Die durch die Digitalisierung ausgelöste Strukturkrise der Zeitungen verschärft sich erheblich.
Die mehrheitlich von M. DuMont Schauberg gehaltene „Frankfurter Rundschau“ (der ddvg-Anteil liegt bei 40 Prozent) beantragt die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Verkauf des verbliebenen 13-prozentigen Anteils an der „Westfälischen Rundschau“, nachdem die Funke-Mediengruppe im Alleingang die Auflösung der Redaktion beschlossen hatte.
Erwerb des Minderheitenanteils an der „Neuen Westfälische Zeitung“, die ddvg ist damit Alleingesellschafterin.
Der „Nordbayerische Kurier“ wird eine Beteiligung der „Frankenpost“.
Die digitalen Beteiligungen im Nachhaltigkeitsbereich („Utopia“ und „Avocadostore“) überschreiten die Gewinnschwelle.
Der Beginn der Covid-19-Pandemie führt zu einbrechenden Werbeerlösen im Printbereich, zugleich bedeutet sie aber einen Digitalisierungsschub für alle regionalen Medienhäuser.
Umzug der ddvg nach Berlin.