Wo wir herkommen

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Am Anfang standen Arbeitergroschen

und die Erkenntnis: Wissen ist Macht.

1863

Gründung des ADAV

Gründung des „Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Vereins“ (ADAV, Ferdinand Lassalle) in Leipzig.

Einigkeit macht stark
Ferdinand Lasalle

Ferdinand Lasalle, 1863

1864

Social-Demokrat

Erstes Erscheinen des „Social-Demokrat“, ab 1865 offizielles Organ des ADAV. Der „Social-Demokrat“ erscheint dreimal wöchentlich.

Social-Demokrat
1869

Gründung der SDAP

Gründung der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ (SDAP), unter anderem von August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach, mit dem Organ „Der Volksstaat“.

Auf dem Podium v.l.n.r. Adolf Hepner, Wilhelm Liebknecht (mit erhobenem Arm) und August Bebel

Der Volksstaat
1874

Lokale Parteiblätter

Der „Ausschuss für Parteipresse“ entscheidet über die Gründung lokaler Parteiblätter.

1875

Hamburg-Altonaer Volksblatt

Johann Heinrich Wilhelm Dietz wird Leiter des neu gegründeten „Hamburg-Altonaer Volksblatts“.

Vereinigung zur SAP

Vereinigung von ADAV und SDAP zur „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ (SAP) in Gotha.

SAP-Parteitag in Gotha vom 22. bis 27.5.1875 (Vereinigungsparteitag)

1876

Vorwärts

Erstes Erscheinen des neuen SAP-Zentralorgans „Vorwärts“ in Leipzig.

1877

Sozialdemokratische Blätter

Neben dem „Vorwärts“ existieren weitere 41 sozialdemokratische Blätter.

1878

Sozialistengesetz

Erlass des „Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ („Sozialistengesetz“) im Oktober 1878. Enteignung fast aller sozialdemokratischen Parteibetriebe, darunter 51 Zeitungen. 2.500 Menschen werden arbeitslos, Vermögenswerte von etwa 100.000 Mark vernichtet. Um der Enteignung zu entgehen, wird die Genossenschaftsdruckerei, die das „Hamburg-Altonaer Volksblatt“ druckt, an Dietz verkauft.

Die aufgebaute Parteiorganisation wurde zerstört, denn auch Versammlungen waren nicht mehr erlaubt.

1879

Der Sozialdemokrat

Im Züricher (später Londoner) Exil erscheint „Der Sozialdemokrat“, dessen Auflage 1887 in etwa die des „Vorwärts“ vor dem Verbot erreicht.

Der wahre Jacob

Wilhelm Blos gründet mit Unterstützung von J. H. W. Dietz die Satirezeitschrift „Der wahre Jacob“.

Wilhelm Blos, 1891

1881

Verlag J. H. W. Dietz

Nach seiner Ausweisung aus Hamburg gründet Dietz in Stuttgart den „Verlag J. H. W. Dietz“

Verlagsgründer Johann Heinrich Wilhelm Dietz, 1863

1890

SAP erstmals stärkste Partei

Bei den Reichstagswahlen vom 20. Februar 1890 wird die SAP erstmals stärkste Partei (gut 1,3 Mio. Stimmen, 19,8 Prozent)

SPD

Die nach dem Auslaufen des Sozialistengesetzes in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) umbenannte Partei verfügt über 60 Zeitungen mit insgesamt 254.000 Abonnenten. Die „Magdeburger Volksstimme“ wird gegründet.

Magdeburger Volksstimme Redaktion

1894

Leipziger Volkszeitung

Die „Leipziger Volkszeitung“ wird gegründet. Chefredakteur wird Bruno Schönlank.

Bruno Schönlank, ca. 1900

1900

Führende Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) um 1900

1908

Entwicklungen

Die SPD hat 587.000 Mitglieder, die sozialdemokratischen Zeitungen haben insgesamt 1,1 Mio. Abonnenten, im technischen Bereich (Schriftsetzer, Redaktion und Verwaltung) sind knapp 1.500 Personen beschäftigt.

1917

Spaltung der Arbeiterbewegung

Politisch wie wirtschaftlich: Von den insgesamt 94 Parteizeitungen (mit einer Gesamtauflage von 1,4 Mio. Exemplaren) gehen etwa 20 (vor allem in Sachsen und Thüringen) zur USPD über. Die Zahl der Abonnenten nimmt drastisch ab.

Hugo Haase, Mitbegründer der USPD

1919

Stürmung des Verlagsgebäudes

Mitglieder des Spartakusbundes stürmen das Verlagsgebäude des „Vorwärts“ in der Berliner Lindenstraße.

Kampf um das Berliner Zeitungsviertel nach der Erstürmung des Vorwärts-Gebäudes in der Lindenstraße

Neues Parteistatut

Das neue Parteistatut legt fest, dass der „jeweilige Parteivorstand […] Eigentümer aller vorhandenen Gelder und sonstiger Vermögensstücke“ ist (§ 14). Außerdem regelt es den „Werbebeitrag“; ihm zufolge müssen alle Parteiunternehmen 20 Prozent des Gewinns an den Parteivorstand abführen.

1922

USPD & MSPD

Nach der (Wieder-)Vereinigung von USPD und MSPD besitzt die SPD insgesamt 169 Zeitungen und 104 Druckereien.

1925

Revision

Eine Revision des Parteivorstands ergibt, dass jedes Parteiunternehmen irgendwann von der Partei mitfinanziert worden ist, insgesamt wurden bis dato 2,4 Mio. Goldmark aufgewendet.

Konzentration AG

Gründung der „Konzentration AG, Sozialdemokratische Druckerei- und Verlagsbetriebe“ als Dachgesellschaft für alle sozialdemokratischen Parteiunternehmen.

Erfolge

In den folgenden Jahren haben die insgesamt gut 200 sozialdemokratischen Tageszeitungen 1,2 Mio. Abonnenten. Die Gesamteinnahmen der sozialdemokratischen Unternehmen steigen von 1924 bis zur Weltwirtschaftskrise (1929) von 44,9 auf 81,6 Mio. RM. 1929 sind rund 8.000 Männer und Frauen beschäftigt. Im selben Jahr liegen die Einnahmen der SPD bei 95 Mio. RM, die Abführungen der Presseunternehmen (1,05 Mio. RM) machen dabei 9,3 Prozent aus.

1933

Enteignung

Nach dem Reichstagsbrand vom 28. Februar werden die bürgerlichen Grundrechte und die Pressefreiheit aufgehoben („Reichstagsbrandverordnung“). Am 10. Mai 1933 werden alle sozialdemokratischen Betriebe, Grundstücke, Anlagen, Barmittel enteignet, von dem Gesamtvermögen, ca. 40 Mio. RM, können nur ca. 1,2 Mio. RM (unter Lebensgefahr) in das Exil gerettet werden.

Neuer Vorwärts

Am 22. Juni wird die SPD verboten, am 18. Juli erscheint die erste Exilnummer, das Sprachrohr des exilierten SPD-Parteivorstands.

Neubeginn

Auf Grundlage des von der Militärregierung am 12. Mai 1945 erlassenen Gesetzes Nr. 191 werden ab Juni Lizenzen für Zeitungen/Presseorgane vergeben. Gegen den Erhalt von Treuhanderklärungen unterstützt die SPD lizensierte Zeitungsgründungen finanziell. Einige so ins Leben gerufene Zeitungen (z. B. die „Frankfurter Rundschau“, die „Süddeutsche Zeitung“ und das „Darmstädter Echo“) verweigern allerdings den Weg zurück in die dezidierte Parteipresse.

1945

Wiedergründung der SPD

Noch im Mai beginnt unmittelbar nach der Niederlage Nazi-Deutschlands die Wiedergründung der SPD.

Parteihaus der SPD Hannover, ca. 1945

1946

Parteipresse

Kurt Schumacher wird zum Vorsitzenden gewählt. Mitglieder des Parteivorstands werden auch Alfred Nau und Fritz Heine. Beide bemühen sich in den folgenden Jahren um den Wiederaufbau einer starken, aber wirtschaftlich gesunden Parteipresse. Noch im selben Jahr wird die „Konzentration GmbH – Interessengemeinschaft sozialistischer Wirtschaftsunternehmen“ (wieder-)gegründet.

Berliner Telegraf

Am 22. März 1946 erhält Arno Scholz (ein ehemaliger Mitarbeiter des „Vorwärts“) die Lizenz zur Herausgabe des Berliner „Telegraf“, dessen Auflage bald bei 550.000 Exemplaren liegt.

Arno Scholz und Paul Löbe, 1953

Hannoversche Presse

Am 18. Juli 1946 werden die Urkunden für die Lizenz zur Herausgabe der „Hannoverschen Presse“ übergeben, sämtliche Lizenzträger sind Treuhänder der SPD. Bis Anfang der 1960er Jahre wird die HP zur auflagenstärksten Zeitung Niedersachsens, in der Landeshauptstadt erwächst ihr in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ) allerdings eine immer stärkere Konkurrenz.

Rheinische Zeitung

Die Lizenz für die „Rheinische Zeitung“ wird erteilt, die Auflage liegt bei 122.000 Exemplaren, Chefredakteure sind Willi Eichler und Heinz Kühn.

1947

Sozialdemokratische Blätter

In den Westzonen existieren insgesamt 17 sozialdemokratische Blätter mit einer Gesamtauflage von knapp 2,5 Mio. Exemplaren, das entspricht einem Marktanteil von 14 Prozent.

1949

Konkurrenzkampf

Die schrittweise Aufhebung der Lizenzpflicht führt zu einem Konkurrenzkampf und Konzentrationsschub: Die SPD-nahe Presse verliert fast 40 Prozent ihrer Auflage und mehr als 700.000 Leser.

Hamburger Echo

Das „Hamburger Echo“ erreicht eine Auflage von 244.000 Exemplaren. Ab dem 11. September 1949 erscheint der „Neue Vorwärts“ in Hannover und am 16. September die erste Ausgabe der „Hamburger Morgenpost“, deren Auflage bis Ende der 1950er Jahre auf 450.000 Exemplare wächst.

1952

Wirtschaftswunder

Mit dem „Wirtschaftswunder“ 1952/53 verbessert sich auch die Situation sozialdemokratischer Presseunternehmen.

1953

Stark in Hamburg und Berlin

Auch wenn die überparteilichen Zeitungen immer mehr gelesen werden, sind einzelne sozialdemokratische Titel, wie der Berliner „Telegraf“ und das „Hamburger Echo“, sehr erfolgreich.

1955

Gesinnungspresse

Der „Neue Vorwärts“ erscheint als „Vorwärts“ nunmehr wöchentlich. Die „Gesinnungspresse“ hat eine Gesamtauflage von knapp 1,4 Mio. Exemplaren (das entspricht einem Anteil von zehn Prozent), insgesamt 1,1 Mio. Abonnenten. Im technischen Bereich (Schriftsetzer, Redaktion und Verwaltung) sind knapp 1.500 Personen beschäftigt.

1959

Godesberger Programm

Mit dem Godesberger Programm entwickelte sich die SPD programmatisch von der Klassenpartei zur Volkspartei.

Der SPD-Vorstand während der zum Teil hitzigen Debatte über das Programm

1961

Mauerbau

Für den „Telegraf“ bedeutet das, dass Leser und Druckaufträge wegfallen, mit Berliner Ausgaben von „Bild“ und „Die Welt“ entsteht zudem neue Konkurrenz.

1965

Rentabilität

Bestes Gesamtergebnis der Konzentration, trotzdem sind die meisten sozialdemokratischen Zeitungen kaum (oder gar nicht) rentabel. Durch Querfinanzierungen droht die Krise auf eigentlich rentable Betriebe überzugreifen.

1967

Kooperationen und Fusionen

Mit Kooperationen und Fusionen, wie die der Bielefelder „Freien Presse“ und der „Westfälischen Zeitung“ zur „Neuen Westfälischen Zeitung“, wird das Prinzip der Gesinnungspresse nach und nach zugunsten eines betriebswirtschaftlichen Primats aufgegeben.

1970

Zentralisierung

70 Betriebe befinden sich im Eigentum oder teilweise im Eigentum (Beteiligungen) der SPD, darunter 31 Druckereien und 15 Zeitungsverlage. Eine vom Parteivorstand eingesetzte Geschäftskommission erarbeitet Pläne für eine Zentralisierung.

1971

Gründung der ddvg

Gründung der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (ddvg) in Hamburg.

1972

Letzte Ausgabe des Berliner Telegraf

Am 30. Juni erscheint die letzte Ausgabe des Berliner „Telegraf“. Die Auflage liegt zuletzt bei 36.000 Exemplaren, das monatliche Defizit beträgt 300.000 DM.

1973

Vertriebs- und Anzeigengemeinschaft

Die „Neue Hannoversche Presse“ (NHP, hervorgegangen aus der „Hannoverschen Presse“, HP) und die („bürgerliche“) „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) bilden eine Vertriebs- und Anzeigengemeinschaft.

1974

Einstieg bei Madsack

Die ddvg wird unter Einbringung der NHP größte Einzelgesellschafterin bei der Verlagsgesellschaft Madsack (HAZ).

1975

Verkauf der Mehrheitsanteile

Verkauf der Mehrheitsanteile (86,9 Prozent) an der „Westfälischen Rundschau“ an die bis dahin konkurrierende „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ).

1980

Hamburger Morgenpost

Verkauf der „Hamburger Morgenpost“.

1986

Positive Ergebnisse

Verkauf der Mehrheitsanteile an den (rentablen) Betrieben „Frankenpost“ (Hof) und „Neue Presse“ (Coburg). Die ddvg erwirtschaftet wieder positive Ergebnisse, allerdings beansprucht der „Vorwärts“ im Jahr 1988 einen Subventionsbetrag in Höhe von 40 Prozent der Mitgliedsbeiträge der SPD.

1989

Mitgliederzeitschrift

Umwandlung des „Vorwärts“ in eine Mitgliederzeitschrift.

1991

Restitution

Erwerb von 40 Prozent der Anteile an der „Sächsischen Zeitung“ und „Dresdner Morgenpost“ als Restitution für von den Nazis enteigneten SPD-Medienvermögen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR.

1996

ddvg als Obergesellschaft

Installation der noch heute aktuellen Struktur des Unternehmensbereichs mit der ddvg als Obergesellschaft.

2000

Rundfunkrecht

Um von der Parteienfinanzierungsaffäre der CDU abzulenken, betreibt die Union mit Unterstützung der FDP eine Kampagne gegen die Medienbeteiligungen der SPD. U. a. erlassen mehrere Bundesländer spezielle Rundfunkgesetze mit dem Ziel, den Beteiligungsverlagen der SPD den Zugang zum Privatfunk zu verbauen.

2001

Öko-Test

Erwerb von 50 Prozent der Aktien der ÖKO-TEST-Holding AG.

Jahresüberschuss der ddvg

Der auf dem Nürnberger Parteitag der SPD vorgelegte Finanzbericht weist einen Jahresüberschuss der ddvg in Höhe von 16,9 Mio. € aus.

2004

Frankfurter Rundschau

Einstieg bei der insolvenzgefährdeten „Frankfurter Rundschau“ mit 90 Prozent.

2006

Verkauf der Mehrheit

Verkauf der Mehrheit (50 Prozent + 1 Stimme) der „Frankfurter Rundschau“ an M. DuMont Schauberg.

2008

Sonder-Rundfunkgesetzgebung

Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Sonder-Rundfunkgesetzgebung der konservativ-liberal regierten Länder für verfassungswidrig.

2009

Globale Finanzkrise

Im Zuge der globalen Finanzkrise brechen die Werbeerlöse ein. Die durch die Digitalisierung ausgelöste Strukturkrise der Zeitungen verschärft sich erheblich.

2013

Insolvenzverfahren

Die mehrheitlich von M. DuMont Schauberg gehaltene „Frankfurter Rundschau“ (der ddvg-Anteil liegt bei 40 Prozent) beantragt die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.

Veräußerung

Verkauf des verbliebenen 13-prozentigen Anteils an der „Westfälischen Rundschau“, nachdem die Funke-Mediengruppe im Alleingang die Auflösung der Redaktion beschlossen hatte.

2015

Alleingesellschafterin

Erwerb des Minderheitenanteils an der „Neuen Westfälische Zeitung“, die ddvg ist damit Alleingesellschafterin.

2016

Beteiligung

Der „Nordbayerische Kurier“ wird eine Beteiligung der „Frankenpost“.

2019

Digitale Beteiligungen

Die digitalen Beteiligungen im Nachhaltigkeitsbereich („Utopia“ und „Avocadostore“) überschreiten die Gewinnschwelle.

2020

Covid-19-Pandemie

Der Beginn der Covid-19-Pandemie führt zu einbrechenden Werbeerlösen im Printbereich, zugleich bedeutet sie aber einen Digitalisierungsschub für alle regionalen Medienhäuser.

2021

Umzug der ddvg nach Berlin.