Keines der strukturellen Probleme der Zeitungsbranche ist heute schon gelöst: Der kontinuierliche Verlust von Reichweiten, der Mangel an jungem Lese-Nachwuchs, die Entwicklung funktionierender Geschäftsmodelle im Internet, der Weg der Tageszeitungsverlage hin zu multimedial tätigen Medienhäusern – überall gibt es vorläufig noch mehr Fragen als Antworten. Die Erlöse von heute sind deshalb auch eine Verpflichtung, in die Produkte von morgen und damit in die Zukunft der Zeitungsverlage zu investieren.
Dazu gehört mit Sicherheit die Präsenz im Internet. Mit eigenen jour-nalistischen Angeboten, mit Anzeigenportalen und zunehmend wohl auch mit Bewegtbildern. Dabei stellt sich nicht nur die Frage nach Erfolg versprechenden Geschäftsmodellen, sondern auch die Frage nach den Bedingungen und Chancen für Qualitätsjournalismus im Internet. Können und wollen die Zeitungsverlage ihre gewohnten Standards auch in diesem neuen Medium durchsetzen? Oder wird der Internet-Journalismus die Standards für den Print-Journalismus mehr und mehr bestimmen und – wie Kritiker meinen – verfluchen?
In einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung haben Steffen Range und Roland Schweins die Welt der Nachrichten-Sites im Internet eindrucksvoll beschrieben. Eine Welt, die ganz anders ist als die der guten alten Print-Medien: Nachrichten-Angebote können, wie etwa heute schon bei Google, von Computern mithilfe von Suchalgorithmen selektiv zusammengestellt werden. Im alles entscheidenden Rennen um die Quote werden Klick-Zahlen – also Page-Impressions, Page-Views oder Visits – beeinflusst oder gar manipulativ gesteuert. Journalismus mutiert zum „Content-Management“. Der Massengeschmack triumphiert. Das Berufsbild des Redakteurs, der berichtet, recherchiert, kommentiert und einordnet, droht auf der Strecke zu bleiben.
Wir haben Auszüge aus dieser eher pessimistischen Bilanz schon im Geschäftsbericht 2006 publiziert. Sie sind nach wie vor ebenso aktuell wie die dazugehörigen Statements früheren Chefredakteurs der Neuen Westfälischen, Dr. Uwe Zimmer und des Journalisten Sebastian Holzapfel.
Insgesamt ist es höchste Zeit, die Auseinandersetzung um die Zukunft des Qualitätsjournalismus aufzunehmen. Am besten dadurch, dass die Zeitungsverlage mit entsprechenden Angeboten im Netz Erfolg haben.
Auszug aus "Klicks, Quoten, Reizwörter: Nachrichtensites im Internet" (PDF-Dokument, 48.5 KB) - Eine Studie von Steffen Range und Roland Schweins